Looking into Neighbourship

KünstlerInnen: Karolina Breguła, Monika Drożyńska, Karolina Freino, Alicja Karska/Aleksandra Went

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Looking into Neighbourship stellt Arbeiten der polnischen Künstlerinnen Karolina Breguła, Monika Drożyńska, Karolina Freino und Alicja Karska/Aleksandra Went, die Veränderungen im Stadtraum und verschiedene Formen von Nachbarschaft untersuchen. Die Künstlerinnen richten den Blick auf die ‚kleinen Dinge‘, durch die trotzdem große Fragen, wie der Umgang mit Geschichte und deren Zeugnissen, das Verhältnis von Privat und Öffentlich oder die gesellschaftlichen Herausforderungen durch kulturelle Differenzen transparent werden.

Für ihr Projekt Good Neighbours (2007-2009) reiste Karolina Breguła in die sieben Nachbarländer Polens und führte dort Aktionen durch, die als typisch für nachbarschaftliches Verhalten gelten  – wie Blumengießen, sich an der Haustür Lebensmittel ausleihen oder an den Wänden lauschen. Durch die Alltäglichkeit der Handlungen blendet die Künstlerin den historischen Ballast aus, der zwischen Nachbarländern steht, und macht humorvoll deutlich, dass kulturelle Differenzen  überwunden werden können, wenn man mit der Verständigung über die „kleinen Dinge“ beginnt.

Monika Drożyńska fotografiert im Frühjahr und Sommer Graffiti, deren Texte sie im Winter mit dekorativen Verzierungen auf Servietten stickt. Die gestickten Graffititexte brachte die Künstlerin mit Urban Embroidery (2010) zurück in den Stadtraum. Sie zeigte jeweils für einen Monat Fotos der Stickereien mit Texten wie „Hört auf zu klagen!!!“ oder „Winter verpiss dich!“  auf LED-Videoboards, wodurch die mit Privatheit assoziierten Stickereien zu Botschaften der Massenmedien werden.

Karolina Freino dokumentiert in Walls and Sandpits (2007) 40 Orte in Szczecin, an denen Teile von deutschen und jüdischen Grabsteinen zur Errichtung von Mauern, Sandkästen und Fußwegen benutzt wurden. Auf der Grundlage dieser Recherche erschienen in den vier größten Szczeciner Tageszeitungen Todesanzeigen mit Textfragmenten, die man noch auf den Grabsteinen entziffern konnte, deren Übersetzung ins Polnische, ein Foto des jeweiligen Grabsteins und die Beschreibung seines Fundortes. Wie virulent die Auseinandersetzung mit der verdrängten Geschichte ihrer Stadt für die Bürger war, belegt die Vielzahl an Reaktionen auf das Projekt.

Die Frage, wie mit historischen Denkmälern umgegangen wird, beschäftigt auch Alicja Karska und Aleksandra Went, die seit 2007 für ihr Projekt Polish Cities Ortseingänge fotografieren. Diese wurden in Zeiten des Sozialismus mit üppigen Begrüßungs-Skulpturen (poln. witacze) ausgestattet, die den Namen der Ortschaft visualisieren. Die Künstlerinnen dokumentieren die Vielfalt und „Schönheit“ der Objekte ebenso wie deren Verfall und thematisieren damit die Entfremdung der Bevölkerung von den lokalen Zeugnissen der Geschichte, wie sie auch andernorts zu finden ist.

Die Ausstellung ist eine uqbar Ausstellung und wird in Zusammenarbeit mit Łaźnia, Gdańsk organisert und in Kooperation mit  Kronenboden in beiden Projekträumen in der Schwedenstraße 16 gezeigt. Es erscheint ein Katalog.

Parallel zur Eröffnung realisieren Karolina Freino, Alicja Karska/Aleksandra Went, Kama Sokolnicka und Zorka Wollny in Zusammenarbeit mit der Kuratorin Sunshine Wong Interventionen im Schillerpark in Berlin-Wedding.

Young Polish Artists on Tour – Berlin wird unterstützt vom polnischen Ministerium für Kultur und nationales Erbe. Das Projekt ist Teil der Veranstaltungsreihe Obok – Nebenan! Das polnische Kulturprogramm in Berlin.