Am 29.10. 2010 eröffnete die Ausstellung Libretto der Künstlerin Bettina Cohnen
»Und was sie ist, das wage sie zu scheinen!« Damit fordert Maria Stuart in Schillers Drama ihre Gegenspielerin Königin Elisabeth auf, alles ‚Gaukelspiel’ zu beenden und endlich ihrem Volk ihre wahre Identität zu enthüllen. Das Streben nach dieser wahren Identität-oder besser: die Untersuchung, ob diese nicht doch nur Lug und Trug sein kann – steht im Mittelpunkt der fotografischen Arbeiten von Bettina Cohnen. Oft unter Einbeziehung der eigenen Person, die als Protagonistin und Modell in den Arbeiten auftritt, entwirft sie fotografische Szenenfolgen, in denen der Prozess der Ich-Werdung als fragile Konstruktion zwischen Fremdbestimmung und Erfindung kenntlich wird. So auch in der Fotoserie Nebenschauplätze, die die Künstlerin im Jahre 2006 begonnen hat und die nun im Mittelpunkt der Ausstellung LIBRETTO steht. In den Bildsequenzen dieser Arbeit spielt die Künstlerin mit verschiedenen weiblichen Maskeraden und Frauenbildern. Die Fotografien, die oftmals auch kunsthistorische Referenzen zitieren, wirken wie Stills aus filmischen Narrationen.
Bei diesen Inszenierungen schwingt dabei immer der Versuch mit, durch das empathische Begreifen Rollenbilder als konstruierte Identitätshauptung zu entlarven.
Diese Ausstellung findet im Rahmen des Europäischen Monats der Fotografie Berlin 2010 statt.