PEPVCPTFEPEG

reflections and links based on two seminars and a research trip,
dealing with slow violence

Eröffnung
29. November 2019, 19 Uhr
Laufzeit
30. November 2019 – 05. Januar 2020

Öffnungszeiten
Freitag – Samstag, 14 – 19 Uhr

Orte
uqbar und Kronenboden
Schwedenstraße 16, 13357 Wedding

 

mit Arbeiten von
Alexander Theis, Annette Hürter, Eleanora Pfanz, Hanna Jurisch, Jonas Zilius, Iden Sungyoung Kim, Leonie Mühlen, Minh Duc Pham, Nis Petersen, Silvie Wipfler, Vera Gärtner

Die Ausstellung PEPVCPTFEPEG bei uqbar und Kronenboden ist das Ergebnis eines kollektiven Forschungsprozess von Studierenden der HfG Karlsruhe aus der Fachgruppe Medienkunst (künstlerische Fotografie) unter Leitung von Professor Susanne Kriemann. Die vorgestellten Arbeiten sind als Reflexionen über die anstehende Aufgabe zu verstehen, geeignete Methoden zur Dokumentation der Langzeitfolgen von „langsamer Gewalt“ – und unserer eigenen Verwicklungen darin – zu finden.

PEPVCPTFEPEG kombiniert in Anlehnung an eine chemische Verbindung die Polymerstrukturen von PE, PVC, PTFE, PEG zu einer monströsen Kette aus verschiedenen Kunststoffen. In der aktuellen Debatte konzentriert sich die Diskussion auf die langfristigen Auswirkungen der Mikrokunststoffe, d.h. auf die kleinen Partikel, in die sich Kunststoff zerlegt. Kunststoffe, als (halb-)synthetisch-organische Verbindungen, wurden ursprünglich wegen ihrer „Plastizität“ entwickelt. Sie sind formbar und können in fast jedes beliebige Objekt eingegossen werden. Dies ist aber auch der Grund, warum Kunststoff ein sehr instabiles Material ist – Kunststoff lebt. Dem Wetter ausgesetzt und ganz besonders auf dem offenen Meer zerfällt er schnell in „Meerjungfrauentränen“. Der Begriff erfasst das Dilemma, Millionen dieser bunten, kleinen Perlen weltweit an den Stränden wieder zu finden.

Es sind die kaum sichtbaren und langfristigen Auswirkungen dieser Prozesse  auf das Ökosystem, die Ron Nixon unter dem Begriff „langsame Gewalt“ subsumiert. Erst in jüngster Zeit ist die Mikrokunststofftechnik in der Öffentlichkeit aufgetaucht, hat sich aber schnell zu einem viel diskutierten Thema entwickelt. In zwei Seminaren der HfG Karlsruhe sowie auf einer Forschungsreise nach Sri Lanka unter der Leitung von Prof. Susanne Kriemann und Friederike Schäfer entwickelte eine Gruppe von Studierenden prozessorientierte Arbeiten zu diesen Themen. Sie analysierten und dokumentierten Momente der „langsamen Gewalt“ in den Landschaften der südasiatischen Insel und berücksichtigten dabei ihre eigenen Beziehungen und Handlungen zu Kunststoffen in ihrem Alltag. In ihren Forschungen entdeckten sie außerdem, dass Kunststoff nicht nur zerfällt und unser Wasser und die von ihm abhängigen Lebewesen vergiftet, sondern dass er auch die Grundlage für neue Hybridformen ist, die sich in und mit dem Kunststoff entwickeln: er lebt.